Viel mehr als bunte Farbe

72-h-Aktion 2024 des BDKJ unter dem Motto “Euch schickt der Himmel”

 

 

Am Donnerstag startet mit der bundesweiten 72-h-Aktion des Bundes der Katholischen Jugend die größte Sozialaktion Deutschlands, zu der sich rund 2000 Gruppen angemeldet hatten. Innerhalb von 72 Stunden galt es ein vorher unbekanntes soziales Projekt umzusetzen.

Die Spannung war groß als in der Wiesbadener Jugendkirche Kana am Donnerstag um 17.07 Uhr die Aufgaben in einem goldenen Umschlag an die Ministranten der Pfarrei von St. Birgid übergeben wurde: „Mehr als Farbe“ stand da schwarz auf weiß als Überschrift für ihr Projekt zu lesen. „Mehr als Farbe“ sollte helfen die Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Familien in Nordenstadt zu verschönern. Und dann lief die Zeit!

Mit dem goldenen Umschlag in der Hand machte sich die Delegation aus 20 Ministrantinnen und Ministranten auf den Weg zum Projektort. Hier warteten weitere Mitstreiter darauf loslegen zu können. Insgesamt beteiligten sich 60 Jugendliche an der Umsetzung des Projektes. In einem gemeinsamen Brainstorming wurden Ideen gefunden und wieder verworfen und schließlich fünf Arbeitsbereiche definiert. Drei Eingangsbereiche sollten farbig gestrichen und mit bunten Motiven verziert werden, das Spielzimmer sollte ebenfalls Farbe aber zusätzlich neue Möbel bekommen und im Außenbereich sollte ein neuer Sandkasten im Sommer neue Spielmöglichkeiten bieten. Aufgeteilt in Gruppen konnte überall gleichzeitig angefangen werden. Material wurde organisiert, von zuhause, aus dem Bestand der Pfarrei und auch Dank der großzügigen Unterstützung des Globus Baumarkts in Hofheim, der Material in Höhe von 500 Euro zur Verfügung stellte. Der Globusmarkt in Nordenstadt unterstützte mit frischen Croissants, Brötchen und einigem mehr. Und dann wurde abgeklebt, Farbe angemischt und losgelegt. Ein einem Eingangsbereich wurden die nüchternen weißen Wände zuerst hellblau grundiert, in einem anderen in hellgelb und ein dritter wurde in einem beigeton gestrichen. Den genauen Farbton definierte Ministrantin Amelie lachend als „spundekäsfarbig“. Darauf malten sie eine riesengroße Weltkarte

und sorgten mit einer gemalten Flaggenkette aus 100 Ländern bis ins Treppenhaus hinein für einen echten Hingucker.

Im gelben Eingang findet man nun ein „Herzliches Willkommen“ in 60 Sprachen. „Die asiatischen Schriftzeichen waren schon eine Herausforderung“, schilderte Samuel. Aber sie haben es geschafft und auch ein hessisches „Ei Gude“ nicht vergessen.

Am schnellsten fertig war der hellblaue Eingang, denn hier verewigten sich die Akteure und auch die in der Einrichtung lebenden Kinder mit bunten Handabdrücken.

„Die Kinder waren so begeistert, dass sie sogar Schlange gestanden haben“, berichtete Frank Schindling, Pfarrer der Pfarrei St. Birgid. Den Einsatz „seiner“ Ministranten fand er einfach nur großartig: „Das ist schon ein tolles Statement, dass sich so viele Jugendliche für ein soziales Projekt engagieren und ich bin richtig stolz darauf“.  Mit ihrer Aktion haben sie buchstäblich bleibende (Handab)drücke hinterlassen.

Eher unerwünschte Abdrücke verteilten die fleißigen Maler über Farbe an ihren Schuhen in Gängen und auf Treppen. Und so mussten Pfarrer Schindling und Sozialarbeiter Pawel Meisler noch eine ungeplante spätabendliche Reinigungseinheit einlegen.

Im Spielzimmer wurden nicht nur die Wände mit einem großen Baum

und einem noch größeren Regenbogen kindgerecht bunt gestaltet und der Eingang mit dem goldenen Schriftzug „Kinderparadies“ versehen, sondern auch die Ausstattung erneuert. Über Internet-Secondhand-Plattformen und über Bekannte wurden Kommoden, Regale und Sitzsäcke beschafft. Und unter dem Regenbogen aus Korkplatten eine Pinwand eingepasst. Hier sollen zukünftig die von den Kindern gemalten Bilder aufgehängt werden können. Neugierig schauten auch die Kinder immer wieder vorbei, was sich hier so alles tat und nicht nur Pia nahm sich zwischen Pinsel und Farbe auch Zeit für ein Gespräch mit den kleinen Bewohnern.

Wenn etwas fehlte wurde über Soziale Medien und Messengerdienste aufgerufen zu helfen und das klappte prima, manchmal sogar in erstaunlicher Geschwindigkeit. „Als wir um zusätzliche Leitern gebeten haben, wurden uns innerhalb von 20 Minuten gleich vier Leitern nach Nordenstadt gebracht“, staunte Schindling nicht schlecht, wie gut das klappte.

Ein neuer Sandkasten steht nun fertig aufgebaut im Innenhof – gefüllt mit Mengen an Sand, die Jan Kettler herbeigeschafft.

Am Sonntag wurde mit der beeindruckenden Zahl 65 Minis in der mehr als gut gefüllten St. Birgid-Kirche der Gottesdienst gefeiert, mit Musik von BON und vielen Fotos der Aktion, die – für alle gut sichtbar – an die Kirchenwand projiziert wurden. Erläuterungen gab’s dazu aus erster Hand. Ein herzlicher Applaus belohnte die Minis für ihren 72-Stunden-Einsatz.

Noch blieb ein bisschen Zeit bis zum offiziellen Ende der Aktion um 17.07 Uhr.

Zeit, um sich über die strahlenden Kinderaugen zu freuen, die die neu gestalteten Bereiche mit großer Freude bewunderten und in Beschlag nahmen. Großes Gewusel gab es im Spielzimmer, denn jeder wollte Sitzsäcke, Spielzelt und Spielsachen zuerst ausprobieren. Neue bunte Kinderteppiche sorgten für zusätzliche Farbtupfer -und dafür, dass einige nicht gewollte und nicht zu entfernende Farbflecken aus dem Blick verschwanden. Kreativität war eben nicht nur beim Malen Trumpf.

 

Mehr Fotos gibt es weiter unter!

 

Und so haben zwei “Minis” die Aktion hautnah erlebt:

Am Donnerstag ging es an der Jugendkirche KANA los. Vor Ort gab es einen Empfang mit Kuchen und Brezeln. Danach gab es eine kleine Andacht mit allen Gruppen aus dem Rheingau-Taunus-Kreis, musikalischer Begleitung und einer Videobotschaft von Bischof Georg, bei der wir mit Abstand die größte Gruppe waren. Am Ende der Andacht bekamen alle Gruppen einen goldenen Umschlag mit deren Aufgabe, welche um 17:07 Uhr geöffnet werden durften (in unserem Fall schon um 17:02 Uhr). Unsere Aufgabe war “Mehr als nur Farbe!”: Gestaltet drei Eingänge, sowie ein Spielzimmer des Familienflüchtlingsheims in Nordenstadt um und bei übriger Zeit baut noch einen Sandkasten. Also dann ran an die Arbeit und auf nach Nordenstadt! Im Flüchtlingsheim wurden darauf Ideen zur Gestaltung gesammelt, Raumgruppen eingeteilt und Materiallisten erstellt.

Am Freitag, sowie Samstag haben die Räume nach und nach Farbe angenommen: Im Eingangsbereich B wurde “Herzlich Willkommen” in sehr vielen Sprachen und Farben an die Wand geschrieben, damit man sich gleich willkommen fühlt. Natürlich durfte “Ei Gude” auch nicht fehlen. Eingangsbereich C wurde in babyblau grundiert und mit vielen bunten Handabdrücken versehen, bei denen die Kinder tatkräftig mithelfen durften. Eingang D wurde “spundekäsfarbig” gestrichen. Auf diese Farbe kamen dann eine riesige Weltkarte, in der die Kontinente mit Farben unterschieden wurden, und fast 90 verschiedene Flaggen, unter denen auch die AK-Jugend- und die 72h-Flagge zu finden waren. Im Kinderspielzimmer wurden neue Gardinen mit Blumenmuster aufgehängt und an die eine Wand ein großer, bunter Regenbogen mit einer Pinwand, welche für die Kunstwerke der Kinder genutzt werden soll, gemalt. An die andere Wand kam eine Blumenwiese mit einem großen Baum, dessen Blätter aus Handabdrücken der Kinder bestanden. Zwischendurch musste natürlich auch für köstliche Verpflegung gesorgt werden. Morgens gab es von Frank “TÜV” geprüfte Croissants und leckeres Obst, welche uns vom Globus gespendet wurden. Zudem gab es am Freitagmittag 18 leckere Pizzen von “Gabriels Pizzeria” und abends Bratwürstchen und Grillkäse mit Brötchen (ebenfalls von Globus) und dazu leckere Salate, von der Gemeinde gespendet. Samstagabend haben wir zudem vom Frankfurter Hof Spundekäs’ sowie Handkäs’ mit Musik gespendet bekommen. Da wir in unserer Region am schnellsten mit der Aufgabe fertig waren, haben wir einen unglaublichen Preis bekommen: Stoppi, die Stoppuhr! Frank konnte seine Freude über das neu erworbene Kuscheltier kaum in Worte fassen.

Am Sonntagmorgen waren wir um 8:45 Uhr live auf FFH, wobei wir mit unserem Enthusiasmus glänzen konnten. Im Anschluss wurde zusammen der Gottesdienst vorbereitet, indem die Messdiener eigene Fürbitten geschrieben haben. Insgesamt war der Gottesdienst nicht nur durch die 72h-Aktion mit den fast 72 Minis besonders, sondern auch durch die Taufe des kleinen Luca-Corado. Zudem hat die Jugendband BON ordentlich Schwung in die Kirche gebracht. Auch Franks Predigt hat die Menschen berührt und viele hatten Tränen in den Augen. Im Anschluss auf die erfolgreiche Messe wurden alle zu einem Gemeindeessen eingeladen, bei dem das restliche Essen der Aktion verwendet wurde. Nun ging es ein letztes Mal nach Nordenstadt, wo noch viel geputzt und aufgeräumt werden musste. Außerdem haben wir noch den Sandkasten fertiggestellt. Zur Belohnung gab es dann noch Kaffee, Kakao und Kuchen vom KARL, jedoch war die größte Belohnung die glücklichen Gesichter der Kinder zu sehen. Zum Abschluss haben wir noch einige Materialien zur Kirche Christ König gebracht und uns anschließend pünktlich um 17:07 Uhr (16:58 Uhr) in einem Abschlusskreis versammelt, um uns gegenseitig auf die Schultern zu klopfen.

Text: Elisabeth Gielow, Alina Lange

 

 

 

Danke an alle Helferinnen und Helfer und viel Spaß beim Anschauen der Fotos!!