„Bleibendes“ Aschenkreuz
In den Gottesdiensten an Aschermittwoch wurden mit Asche gefüllte Gläschen ausgeteilt,
die von Bruder David und Pawel Meisler mit Asche vorbereitet wurden. Um den Verschluss gab es eine Banderole mit der Aufschrift: „Kehr um und glaube an das Evangelium!“ Mit der Asche konnte man sich selbst ein Kreuz auf die Stirn zeichnen oder einem besonderen Gedanken des Pastoralteams folgen: alle waren eingeladen, zu Hause für das kleine Gefäß einen festen Platz zu finden, sozusagen als bleibendes Aschenkreuz für die Fastenzeit. Das gefüllte Glas sollte zur Besinnung einladen und die Asche sollte gleichzeitig Dünger sein für das, was in einem wachsen kann.
In unserem Newsletter beschreibt Pfarrer Frank Schindling die Aktion wie folgt:
„Liebe Leserin, lieber Leser,
nun beginnt sie also in wenigen Tagen: Die Fastenzeit. Von alters her eine Zeit der Einschränkung und des Verzichts.
Irgendwie klingt das komisch in diesen Tagen. Haben wir nicht schon genug Zeit der Einschränkung und des Verzichts hinter uns? Seit fast einem Jahr erleben wir schließlich so eine Art „Fastenzeit“. Wie sollen wir denn da jetzt noch eine Schippe drauf legen?
Eigentlich, könnte man meinem, müsste die Fastenzeit in diesem Jahr ausfallen. Fasching fällt ja auch aus. Keine Umzüge, Fremdensitzungen, Kinderfastnacht oder Seniorenkarneval, keine ausgelassenen Feiern, und erst recht keine Umarmungen oder gar Tanz und Polonaise. „Masken“ tragen die Menschen in den Fastnachtstagen 2021, die jedoch völlig anders in den Jahren zuvor.
Und auch in der Kirche ist alles anders – weltweit, und auch bei uns in St. Birgid. Wer denkt, am Aschermittwoch würde in unseren Gottesdiensten das Aschenkreuz verteilt werden, den muss ich enttäuschen. Auch mit FFP2-Maske und dem weitestmöglichen Abstand ist uns das nicht erlaubt. Wenn die Asche verteilt werden soll, dann soll diese schweigend auf den Kopf gestreut werden, gemäß eines diesbezüglichen Erlasses aus Rom – und dies ist nicht nur für mich eine komische Vorstellung. Und dann kann man schon die verstehen, die fragen, ob ein Aschermittwoch ohne Aschenkreuzritus überhaupt Sinn macht. Und ebenso, ob es eine Fastenzeit nach einem ganzen Jahr des großen Verzichts braucht.
Vielleicht macht das alles aber schon Sinn, wenn wir es mal von der anderen Seite aus betrachten. Asche ist ja nicht nur ein Zeichen der Vergänglichkeit, ein Zeichen dessen, was übrig bleibt, wenn etwas vergeht. Asche ist gleichzeitig auch ein Dünger. Etwas, das hilft, wenn Neues wachsen und werden soll. Etwas unglaublich Notwendiges und Wertvolles.
Und darum wollen wir Ihnen in diesem Jahr diesen Dünger „Asche“ schenken, verpackt in kleinen Gläschen, die wir in unseren Gottesdiensten am Aschermittwoch segnen. Sie können sich damit selbst ein Kreuz auf die Stirn zeichnen – oder, noch besser, Sie nehmen es mit nach Hause und suchen für dieses Gläschen einen guten und sichtbaren Platz in Ihrer Wohnung, für die nächsten Wochen in der Fastenzeit bis zum Osterfest. Und immer, wenn Sie daran vorbeilaufen und auf die daran befestigte Banderole schauen „Kehr um, und glaube an das Evangelium“, können Sie kurz inne halten und sich fragen: Bin ich mir bewusst, was wirklich wichtig ist in meinem Leben, was ich wirklich brauche, und was nicht? Weiß ich, wo ich in eine verkehrte Richtung denke oder handle und umkehren könnte? Und welcher gute Vorsatz, gute Wille in mir braucht Dünger, Kraft um zu wachsen?
Diese Gedanken können in der vor uns liegenden Fastenzeit, so meine ich, wahrhaft wie ein guter und wertvoller Dünger für uns sein, der in jedem von uns Neues wachsen und entstehen lässt. Der vor allem unseren guten Willen und unseren kleinen Glauben wachsen lässt, uns bei der Umkehr hilft und uns zeigt, dass wir selbst in Corona-Zeiten und im allergrößten Lockdown von Gott reich beschenkt sind, mit seiner Kraft und Liebe.
Herzliche Einladung zu unseren Aschermittwochsgottesdiensten und Verteilung der „Asche für zu Hause“ – damit die Fastenzeit 2021 nicht bloß eine Zeit des weiteren Verzichts wird, sondern eine Zeit, in der das Gute und die Umkehr in uns zunimmt und Neues wachsen kann.
Herzliche Grüße – auch im Namen des Pastoralteams – und auf bald, Ihr und Euer
Frank Schindling“
Foto: Pawel Meisler