Stadtversammlung reagiert auf Rom

Stellungnahme des Vorstands der Stadtversammlung Wiesbaden der Katholiken

Das jüngste Dokument der römischen Kongregation für die Glaubenslehre will offenbar eine Diskussion beenden: Die Frage der Segnung von Lebensgemeinschaften gleichgeschlechtlich liebender Menschen. Doch diese in Deutschland und weit darüber hinaus geführte Diskussion lässt sich nicht per Dekret stoppen. Davon ist das Vorstandsteam der Stadtversammlung dank der klaren Reaktionen überaus zahlreicher Katholik:innen auf die Anweisung aus Rom überzeugt.

Wir teilen die Auffassung so vieler Bischöfe, Generalvikare, Priester, pastoraler Mitarbeitenden und Religionslehrer:innen sowie Vertreter:innen der synodalen Gremien, die deutlich machen: Es ist ein Punkt erreicht, an dem sich offene und ernsthaft geführte Diskussionen nicht mehr durch lebensferne und theologisch dürftige Urteile einer kirchlichen Behörde abwürgen lassen.

Die Stadtversammlung der Katholik:innen in Wiesbaden hat bereits im November in ihrer Stellungnahme deutlich gemacht, dass die Segnung von Menschen und ihres gemeinsamen Lebens der Ausdruck einer den Menschen zugewandten Kirche sein muss. In der Stellungnahme heißt es: „Die katholische Kirche muss nunmehr auch dringend einen weiteren Schritt gehen und homosexuelle Menschen in ihrer Mitte willkommen heißen, sie anerkennen und ihren Partnerschaften, die in Treue geschlossen werden, das geben, was sie auf ihrem Weg als Christinnen und Christen stärkt: Segen.“ Diese Forderung unterstreichen wir vor dem Hintergrund der römischen Stellungnahme entschieden.

Dass die Glaubenskongregation nicht nur weit dahinter zurückbleibt, sondern zusätzlich noch konstatiert, dass Gott zwar die Sünder, aber nicht die Sünde segnen könne, stellt ein Übermaß an Überheblichkeit und Herabsetzung so vieler Menschen dar, die ihr Leben in Verantwortung und Treue für ihren Partner oder ihre Partnerin gestalten. Das Vorstandsteam bekräftigt noch einmal die Haltung der Stadtversammlung, dass Diskriminierung homosexueller Menschen in der katholischen Kirche keinerlei Platz haben darf.

Der Verweis der Glaubenskongregation auf den Katechismus, dass homosexuellen Menschen mit Takt und Mitleid zu begegnen sei, klingt auf diesem Hintergrund zynisch. Wir unterstützen die Haltung der Bischöfe, die in Deutschland den Dialog über diese Frage aufrechterhalten, darunter auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Er hat bereits angekündigt, dass der Dialog in Deutschland auf dem Synodalen Weg fortgesetzt wird. Ebenso möchten wir alle Priester, Diakone und pastoralen Mitarbeitenden stärken, die in ihrem Handeln das Angesicht Gottes sichtbar werden lassen, der liebt und segnet. Ihr Segen hat Recht.

Das Vorstandsteam der Stadtversammlung Wiesbaden Wiesbaden 17. März 2021