Weigle-Orgel ertönt in altem Glanz

Musikalische Weinprobe am Freitag, 10. Juni, in St. Elisabeth

Vor gut zwanzig Jahren, am 26. Dezember 2000, wurde in einem feierlichen Gottesdienst in St. Elisabeth Auringen die von Joachim F. Weigle (St. Johann / Upfingen) erbaute Kirchenorgel eingeweiht. 883 Pfeifen, allesamt von Hand aus Holz oder Metall gefertigt, verteilt auf zwei Manuale und Pedale sowie 15 Register erklingen seitdem Sonntag für Sonntag, an Feiertagen und an einzelnen Werktagen. Mit ihrem vielfältigen, lebendigen und auf den jeweiligen Anlass abgestimmten Klang begleitet sie die Gemeinde in ihren Gottesdiensten. Zugleich bringt sie in Konzerten den großen Ideenreichtum der Komponistinnen und Komponisten aus mehr als fünf Jahrhunderten zum Klingen und zeugt vom großen künstlerischen Vermögen unserer Organistinnen und Organisten.

Bei all diesen Aufgaben muss eine Orgel zugleich filigran und robust sein, denn das Spiel der Organistinnen und Organisten verlangt, dass der Weg vom Anschlag einer Taste bis hin zum Erklingen des Tons der Pfeife präzise und in einem genau definierten Sekundenbruchteil erfolgt. Dass dabei nahezu verzögerungsfrei und ohne großen Widerstand eine Strecke von mehreren Metern zu überwinden ist, die zudem über zahlreiche Winkel in horizontaler und vertikaler Richtung verläuft, bis auf Tastendruck das Ventil an der Pfeife ganz oben im Schwellwerk oder hinten im Pedalwerk geöffnet wird und sofort auch der Ton erklingt, ist eine der Grundbedingungen für eine funktionierende mechanische Orgel. Und dies gleichermaßen im Winter und im Sommer, bei feuchtem Klima und bei trockener Hitze. Alle Teile des in handwerklicher Einzelarbeit hergestellten Instruments sind diesen wechselnden klimatischen Bedingungen ausgesetzt, hinzu kommen Staub und feiner Ruß, die sich im Lauf der Jahre in allen Ritzen niederlassen.

Gerade die vergleichsweise geringe Luftfeuchtigkeit in unseren Kirchenräumen trägt dazu bei, dass das verbaute Holz trocknet; es zieht sich zusammen, und damit bekommen die zahllosen beweglichen Teile der Orgel „Spiel“, vereinfacht gesagt: Die Verbindungen leiern aus, die Übertragung wird ungenau und stellenweise öffnen sich die Ventile nicht mehr so, wie das eigentlich sein sollte. Das ist ein ganz normaler, natürlicher Prozess, und dementsprechend ist es üblich, dass mechanische Orgeln nach etwa zwanzig bis dreißig Jahren einer umfassenden Wartung und Reinigung unterzogen werden, um die ursprüngliche Funktionalität vollständig wiederherzustellen.

So gab denn auch der Verwaltungsrat von St. Birgid Ende 2021 „grünes Licht“ für eine umfassende Wartung und Reinigung der Weigle-Orgel von St. Elisabeth. Den Auftrag erhielt die Fa. Hugo Mayer Orgelbau in Heusweiler. Zwei Mitarbeiter/innen des Unternehmens nahmen in den ersten vier Wochen der Fastenzeit 2022 die Orgel nahezu vollständig auseinander. Das komplette Gehäuse sowie sämtliche Pfeifen wurden von innen und außen gereinigt und von Staub und Fett befreit, ebenfalls wurden alle Ventile gereinigt und neu justiert, lose Holzteile wieder stabilisiert und vor allem die unzähligen kleinen Schrauben und Schräubchen nachgezogen. Auch die Tasten und die sensiblen hölzernen Tastaturzüge („Abstrakten“), Koppeln sowie Registerzüge wurden auf Gangbarkeit überprüft und kalibriert. Zusätzlich erneuerte die Orgelbaufirma die zahllosen Filze, Dichtungen und Winkel, soweit dies erforderlich war.

Da sich einige der großen Metallpfeifen im Laufe der Jahre verformt hatten und sich am Gehäuse „anlehnten“, was zum Teil zu wenig angenehmen Begleitgeräuschen führte, wurden diese Pfeifen nicht nur neu gerichtet, sondern auch mit einem stabilen Holzgerüst versehen („Raster“), die zukünftig diese Pfeifen auch an heißen Tagen in einer sicheren Position halten werden.

Nach Abschluss der Reinigungs- und Justierungsarbeiten und dem Wiedereinbau des Register- und Pfeifenwerks mussten alle Pfeifen einzeln auf ihre Lautstärke, Tonansprache und Klangfarbe („Intonation“) überprüft sowie abschließend gestimmt werden. Eine neue, auf die Orgel abgestimmte höhenverstellbare Orgelbank ergänzt die Wartungs- und Reinigungsarbeiten der Orgel von St. Elisabeth. Dass all diese diffizilen Arbeiten reibungslos erfolgten, zeugt von der hohen handwerklichen Qualität der Weigle-Orgel. „Es hat viel Spaß gemacht, dieses sehr schöne Instrument zu warten“, stellten die beiden Orgelbau-Mitarbeiter/innen abschließend fest. „Jetzt ist wieder alles top in Schuss und wird der Gemeinde sehr lange viel Freude machen.“

Umfangreiche Arbeiten also, und die haben natürlich auch ihren Preis. Nach Abzug eines Zuschusses der Diözese wendet die Pfarrei insgesamt rund 16 000 Euro hierfür auf. Eine kleine Arbeitsgruppe hat bereits einige Ideen entwickelt, wie man mit Hilfe geeigneter Aktivitäten Einnahmen generieren kann, die den Etat der Pfarrei wieder entlasten. Hierzu zählt eine Orgelführung für Kinder und Erwachsene, mit der nachvollziehbar gemacht wird, wie so ein großes Instrument funktioniert. Für Juni ist eine „musikalische Weinprobe“ vorgesehen, die interessante Orgelmusik mit einer attraktiven Weinverkostung verbindet. In der zweiten Jahreshälfte soll es ein Orgelkonzert „4 Hände und 4 Füße“ geben, in dem anspruchsvolle und spektakuläre Werke für Orgel erklingen werden. Und natürlich sind jederzeit Einzelspenden möglich, ganz einfach hier.

Veranstaltung rund um die Orgel AUR

Nach der ausführlichen Wartung und Reinigung der Orgel lohnt es sich nun einmal mehr, sie in den  Blick zu nehmen und vor allem zu Gehör zu bringen. Wer unter der Überschrift Organum accompagniatum an einem viergängigen Orgelmenü mit doppelter Weinbegleitung in St. Elisabeth Auringen teilnehmen möchte, sollte sich den Freitag, 10. Juni, um 19 Uhr im Kalender blockieren. Dort servieren Szilvia Tóth und Bernhard Einig ein wunderbar harmonierendes Hör- und Geschmackserlebnis. Eintrittskarten sind ab Mai zu einem Unkostenbeitrag von 15 Euro im Gemeindebüro in Auringen sowie im Zentralen Pfarrbüro erhältlich.

Liebe Kinder,
Ihr wolltet schon immer wissen, wie eine Kirchenorgel funktioniert und wie die Musik aus den Orgelpfeifen kommt? Neugierig gemacht?
Dann seid Ihr am Sonntag, dem 12. Juni, um 10.30 Uhr herzlich zum Gesprächskonzert mit der Orgelmaus eingeladen! Der Organist Michael Jirsch und die Orgelmaus werden Euch  interessante und witzige Details über die Funktionsweise der Orgel verraten. Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen spannend und lehrreich. Es erklingt Musik aus vielen verschiedenen Zeiten von Bach bis Pop – und natürlich ist die Titelmelodie aus der Sendung mit der Maus auch mit dabei! Klick! Klack!

Text/Fotos: Bernhard Einig